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Pressereaktionen zu "Unterwegs oder Die Schleusenwärterin ist ein Kunstwerk von Barlach"

Höchster Kreisblatt,
im Juli 2000

Vollmondlicht im Tal und flüsternder Mörtel
… und Stalingrad. Doch selbst dort, wo der Krieg seine Fratze zeigte, ertönt in der Totenhalle die Träumerei von Schumann. Die Autorin verzichtet auf Historisierung und moralische Anklagen, zeichnet nur nüchtern Momentaufnahmen im Stil eines Protokolls. An anderer Stelle kehrt sie ihr Innerstes nach außen wie in den „Griechischen Asphodelen“, will „frei sein von der Grammatik“ und macht den Apollontempel zu ihrem Gemahl. So schafft sie poetische Miniaturen, die Realität und Fantasie verdichten und formen zu neuer Gestalt.

Hans Krautstein

Rezension von Paul Pfeffer, erschienen im Rundbrief der Hessischen Literaturgesellschaft, im Jahr 2000

Unterwegs sein bedeutet Veränderung
Uta Franck, Kelkheimer Autorin, hat beim Nürnberger Lectura Verlag ihren neuen Gedicht- band veröffentlicht. Es sind vorwiegend Gedichte, die auf Reisen entstanden sind. In ihnen erscheinen die Reisestationen: der Balkan, Skandinavien, Russland, Nord- und Ostdeutschland, Griechenland. Insgesamt sind es dreizehn Reisejahre, gespiegelt im Blick der Dichterin. Das Ergebnis: poetische Miniaturen, kleine Wahrnehmungsabenteuer, die sich dem erschließen, der bereit ist, sich darauf einzulassen.

Reisen, unterwegs sein bedeutet immer auch, dass sich die Wahrnehmung verändert, dass man schärfer hinsieht, genauer beobachtet, das Vertraute im Fremden sucht. Uta Francks Gedichte leben vom genauen Blick auf Orte und Menschen. Die meisten Texte sind kurz, oft lyrische Stenogramme, hingetupfte Beobachtungen, zum Teil impressionistisch, zum Teil handfest mit dem realistischen Blick der Naturwissenschaftlerin. Das lyrische Ich bleibt dabei meist im Hintergrund, der Blick ist das Wesentliche.

Uta Francks Sprache ist zurückgenommen, oft karg, stellenweise lakonisch, als wollte sie auf jeden Fall die emotionale Eruption, den Gefühlsüberschwang vermeiden. Wer das gefühlige Schwelgen in Reiseerinnerungen sucht, ist fehl am Platz. Oft zählt sie nur auf: Naturbeobachtungen, Tiere, Pflanzen, Ortsnamen, kleine Details… In der Benennung allerdings erscheint das Atmosphärische, wird das gebannt, was auf Reisefotos nicht eingefangen werden kann. Manchmal staunt sie wie ein Kind über das Unvertraute, das Neue, ganz Andere, aber auch über die Relativität der Bewegung. Bewegt sich die Reisende oder ist es die Landschaft, die Stadt?

In einigen Texten taucht gelegentlich das Du auf, die Beziehung: Ich hole dich / in meine Wörter. Aber das ist in dieser Sammlung von Gedichten nur ein Nebenaspekt. Nicht die Beziehung zwischen Menschen wird in erster Linie reflektiert, sondern die Beziehung der Autorin und den Orten, den Dingen. Wechselwirkungen. Immer aber dominiert die Beobachtung.

In einem längeren, bemerkenswerten Gedicht Ekbacka, dem lyrischen Fazit einer Finnlandreise, erscheint Uta Francks Auseinandersetzung mit dem Unterwegssein

konzentriert und gebündelt: Reisen heißt auf der Suche sein nach dem Anderen und sich selbst. Hier reist ein Mensch, um bei sich selber anzukommen. Die Autorin verbindet in diesem Text Wahrnehmung der Natur, Alltagserfahrung und die besondere Poesie des Nordens auf subjektive und eindrucksvolle Weise. Das Gedicht endet sehr persönlich: Ich weiß jetzt / ich lasse mich nie mehr zurück / ich hol mich zu mir nach Haus.

Zum Schluss die Rückkehr nach Kelkheim, Texte über Hornau, den Liederbach, Heimat, vertraute Orte. Aber wie in den Reisegedichten das Vertraute im Fremden, so blitzt hier das Fremde im Vertrauten auf.

Angekommen? Ja, aber auch bereit zur nächsten Reise.

Kelkheimer Zeitung,
im Jahr 2000

Uta Franck: Neuer Gedichtband „Unterwegs“
Es sind Gedichte, die in den Jahren 1987 – 1999 entstanden; auf Reisen, von Reisen. Bei kleinen Ausflügen der Kelkheimerin Uta Franck in Kelkheim und in die nähere Umgebung. Auf der Fahrt zum Nordkap oder zum wärmenden Mittelmeer. Oder aber der Balkan, Russland… Impressionen, Naturbeobachtungen aus dem maienhaften Liederbachtal, Orchideen an der Braubach, die Weite von Don und Wolga.

Peter Hillebrecht