von Uta Franck
An eine Freundin
Nehmten an dem Plöner See Kammermusik aus
Park und Schlafraum und Schloßsaal aus
Liebeskummer kein Essen nur
morgens Milchsuppe
abends Faxen und Kontratanz
Meldorf an der Nordsee Februar
zweiundsechzig bricht der Deich
sonntags musizieren zwei
lange Jahre Geige und Klavier
D’all Abaco Händel und Haydn
Günter am Cello
Jährlich ein Brief um die Weihnachtszeit
spiegelt Geschichte du
frei und beweglich ich
fest eingebunden gleiche Berufe
Grenzen verwischen Katrinchen wir werden
alt
Hausaufgabe: Eine asklepiadeische Ode
Perels seinen Getreun Kloppstocks Gedichte liest.
Frankfurts Hörsaal ist grell neonbeleuchtet und
treibet Lehrer und Schüler
bald zum kreidigen Tisch nach vorn.
Tiefgaragenflair stört nicht mehr die Lernenden.
Metrum üben sie ernst. Pausen sind wichtig wie
Hebung, Senkung und Punkte.
Ode: Fahrt auf dem Zürcher See.
Göttin Freude erwacht wie auf dem Schweizer See.
Brockes, Haller und Uz, Günther, von Canitz, Gleim!
Ihres Dichtens Ergebnis
hören, lesen, verstehn sie freut.
Nachts fasse ich die Hand
Er tut nichts Schlimmes wahrlich
er hat mich ja schon ausgehungert
bin durstig nach Nähe
sehnsüchtig nach Briefen
warte auf einen andren
bin verzagt
nachts fasse ich die Hand des Mannes
nicht aus Liebe.
Im Band finden sich ebenso Gedichte aus Landschaft und Jahreszeit wie zahlreiche Liebesgedichte oder sollte ich lieber sagen: Sehnsuchtsgedichte. Denn hier ist jemand auf der Suche sowohl nach sich wie nach dem (unbekannten, erwünschten) anderen Menschen…..
Hier im Gedicht gelingt Selbstdarstellung, ganz momentan, zugleich gültig für einen Zustand. Es ist die Komplizierung von Nähe und Isolation, von Verzagen und jener genannten Sehnsucht, die den Gedichtablauf beherrscht, auf eine zurückhaltende, sehr diskrete und doch leidenschaftlich schöne Art, die ohne besondere Worte auskommt
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