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Gedichte aus "Ein Garten so groß wie ein Teppich"

von Uta Franck

An einem sonnenhellen Tag

An einem sonnenhellen Tag im Mai
da sagt ich eine Liebe ab
per Telefon wie eine Zeitung. Bei

den weißen Weidenröschen liegt das Grab.
Ich habe ihn nicht angefleht.
Der weiche Wind. Er wehte sacht bergab

und Löwenzahn und Margeriten seht
wie Seifenblasen in dem bunten Strauß
den ich zu einem Kranz gedreht:
Das Spiel ist aus. Das Spiel ist aus.


Ich habe gelernt

Ich habe gelernt
durch Menschen zu gehen.
Ich klopfe an
und wechsle höfliche Worte.
Ich trete ein. 
Manchmal läßt man mich 
bei sich wohnen.
Wenn ich mich wohl fühle
bleibe ich.
Bis ich gehe.
Ich habe gelernt
durch Menschen zu gehen.

Aus der Tonart gefallen

Ich bin aus der Tonart gefallen
weil du das Meer in den Augen hast
in dem ich das Schwimmen lernte
an den Nacken des Vaters gehängt.
Salzwasser trägt.

Ich bin aus der Tonart gefallen
weil du den Klang in der Stimme hast
wie die Krabbenfischer am Meer
die bei kommender Flut
den Hafen verlassen.

Ich bin aus der Tonart gefallen
weil du den Sturm in den Haaren hast
der aus Nordwest bläst
und bei Springflut Löcher
in die Deiche frißt.

Ein Garten so groß wie ein Teppich