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Pressereaktionen zu dem Kajütenbuch

Kajütenbuch
Im Darmstädter Echo und im Der Tages Spiegel/Literatur,
Sonntag, 9.Juli 1989

Zu Schiff in den hohen Norden
Lyrik und Grafik in bibliophilem Zusammenklang

Es sind durchweg bibliophil geplante Bücher, in denen es zu jenen Übereinkünften der Künste kommt, die den Anspruch der Planung rechtfertigen und den Liebhaber entzücken. Man nimmt Bände solcher Art bereits anders in die Hand und bekommt beim Blättern, Lesen. Besehen dieses besondere „Angebot“ mit, das vom jeweiligen kleinen Kunstwerk ausgeht (es kommt durch eine bestimmte verblüffende Übereinkunft, etwa von Gedicht und Grafik, zustande). Ein Beispiel für das Gesagte bietet das „Kajütenbuch“ Uta Francks mit den Grafiken von Michael Wolff, einem rumäniendeutschen Künstler.

Die vorbildliche Homogenität des Ganzen ist von Anfang an bestechend. Die Gedichte Uta Francks sind knappe, konzise, sozusagen auf den Augenblick und auf den „Punkt gebrachte“ Texte von unterwegs auf einer Nordland-Schiffsreise. Sie sind zwischen dem Nordkap und Oslo angesiedelt, fixiert, zuweilen wie in einem Satz, einem Atemzug, auch einem Staunen festgehalten. Überraschung und Wunder verbinden sich mit dem Schiffsalltag und dem, was von einem hochsensibilisierten Ich in ihm wahrgenommen wird: Landschaften, Menschen, Momente, Namenloses, das mit Hilfe weniger Wörter – im Gedicht gerafft – seinen Namen bekommt. Gefühl und Distanz, das Flackern einer Kerze im Fels („Hier ist die Erde endlos.“), Erlebnis und Märchen, die traurigen Märchen Andersens oder das kurze Liebesglück eines jungen Fischers sind verschmolzen zu einem intensiven, gedrungenen, dennoch oft wie durchsichtig wirkenden Sprachkörpers, den nur kurze Gedichte zustande bringen.
Wirklichkeit und Phantasie, Großartigkeit der Imagination werden sichtbar in den „nordischen“ Grafiken Wolffs. Um es poetisch zu sagen: derartige Bilder sind so etwas wie ein Atemtausch mit den Gedichten. Sie scheinen ohne einander nicht leben zu können…….

Ein Buch gewiß nicht nur für Nordlandsüchtige. Doch es könnte süchtig machen.

Karl Krolow